 
            Das Mentale Dojo
Hast du schon mal lange Zeit an Tekki Shodan gearbeitet, versucht einen Kimura sauber hinzubekommen oder einen Sinawali Six Count zu meistern? Endlose Wiederholungen, um eine Technik zur Perfektion zu bringen – und dann macht es klick. Es ist als ob du die Martix siehst. Dieser Flow-Zustand ist die Magie des Kampfkunsttrainings, egal welchen Stil du praktizierst.
Aus wissenschaftlicher Sicht
Wir haben die Fähigkeit, unser Gehirn physisch zu transformieren. Wie einen Muskel können wir seine Struktur durch das Erlernen einer neuen Fähigkeit oder körperliche Übungen manipulieren. Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu reorganisieren, indem es neue neuronale Verbindungen und Pfade bildet.
Während des Flow-Zustands verschieben sich die Gehirnwellen zur Theta-Frequenz (4-7 Hz), was ähnlich einer tiefen Meditation ist. Das Gehirn setzt Neurochemikalien frei, einschließlich Dopamin, Endorphinen, Norepinephrin und Anandamid – was das charakteristische Gefühl müheloser Konzentration und Zeitverzerrung erzeugt.
Besser altern
Eine einfache Bewegung aus Heian Shodan sieht völlig anders aus, wenn ein erfahrener Karateka sie ausführt. Versunken in absoluter Konzentration kann man die Bedeutung in jeder Bewegung sehen.
Während Kindergehirne aufgrund höherer neuraler Wachstumsfaktoren und weniger etablierter neuraler Pfade eine umfassendere Plastizität zeigen, zeigt die Forschung, dass wir auch im Erwachsenen-Alter noch eine beträchtliche Kapazität für neurale Reorganisation und Wachstum beibehalten.
Der Hauptunterschied ist, dass die Neuroplastizität bei Erwachsenen typischerweise mehr konsistente Praxis erfordert. Das bedeutet, während andere mit dem Alter mental langsamer werden könnten, hält kontinuierliches Kampfkunsttraining – seien es Katas oder equivalente fließende Bewegungen – das Gehirn scharf.
Das Mentale Dojo
In einem Zeitalter technologisch unterstützter Selbstoptimierung und Informationsüberflutung ist es oft gut, einen Schritt zurückzutreten und sich auf alte Pfade zu begeben.
Ein Beispiel dafür ist das japanische Konzept Shuhari. Es beschreibt die Stadien des Erlernens einer Fähigkeit. Vom Novizen hin zum Meister. Und wenn wir berücksichtigen, was wir bereits über die Verbindung von Flow-State-Praktiken und der Plastizität unseres Gehirns gelernt haben, könnte es genauso effektiv sein wie deine neueste Meditations-App oder dein Schrittzähler.
Mit jedem neuen Versuch und der endlosen Wiederholung, perfektioniert und meisterst du deine Techniken. Und ganz nebenbei stärkst du deinen Geist und wirst mental resilienter. Frustration ist ein strenger Lehrer aber hat auch viel zu bieten. Es gibt also viel mehr zu gewinnen als nur die bloße Fähigkeit, deinen Körper auf neue Weise zu bewegen.
Danke fürs Lesen und happy training!
 
               
              
             
              
             
              
             
              
 
              
 
              
